Alfred Hertrich: Ernennung zum Künstler der Metropolregion Nürnberg | 14.12. | 19:30 Uhr

Dezember 10th, 2023

Die Jury des Forums Kultur der Europäischen Metropolregion Nürnberg hat den Maler und Jazzgitarristen Alfred Hertrich zum Künstler der Metropolregion Nürnberg gewählt.

Die politische Sprecherin des Forums Kultur der Metropolregion, Hofs Oberbürgermeisterin Eva Döhla, wird die Auszeichnung bei einem Konzert im Galeriehaus Hof am 23. November 2023 überreichen. Auf Einladung des Hofer Kulturamtes gastiert Hertrich mit seinem kongenialen musikalischen Partner am Bass Wilfried Lichtenberg. Das Konzert beginnt um 19:30 Uhr.

Alfred Hertrich ist freischaffender Graphiker, Maler und Jazzgitarrist, aufgewachsen in Rehau, lebt und arbeitet in Störnstein bei Weiden in der Oberpfalz. Seine berufliche Laufbahn begann als Positivretuscheur und graphischer Zeichner in Nürnberg. Anschließend war er bei namhaften Unternehmen tätig. Seit 1985 wirkt er als freischaffender Graphiker und Designer. Er entwarf viele Signets, Markenzeichen, Gestaltungskonzepte für Wirtschaft, Industrie, Behörden sowie kulturelle Einrichtungen; z.B. 28 Jahre die Plakate für die Internationalen Hofer Filmtage. Fast genauso lange hat er über zwei Jahrzehnte bis 2014 einen Kalender herausgegeben. Er denkt und arbeitet gerne seriell.

Hertrichs Arbeiten sind geprägt durch Reisen in nordische Länder. Abseits von Touristenströmen hat er Landschaften erkundet und dabei Skizzen und Aquarelle gefertigt. Die karge Natur und die Lichtspiele der Sonne hat er in vorwiegend photographischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen festgehalten. Diese Vorarbeiten dienten ihm später bei der künstlerischen Gestaltung seiner Nordlandbilder. Die Bilder von Alfred Hertrich sind graphisch reduziert, so zeigt er sich als Konstruktivist. Seine Malerei ist gegenständlich, realistisch, doch weist sie ebenso ins Abstrakte.

Als Gitarrist gehört Alfred Hertrich zu dem frühen Kreis der Hofer Jazzszene um Werner Weinelt, in dem sich beispielsweise auch Filmleute wie Heinz Badewitz und Uwe Brandner trafen, aber auch Christian Burchard (Embryo) mitwirkte. Alfred Hertrich gründete später seine eigenen Ensembles. Mit dem Bassisten Wilfried Lichtenberg besteht nun seit vielen Jahren eine lange Musikerfreundschaft. Dieses Duo bildet die Basis für sensiblen Cool- und Modernjazz mit teils kammermusikalischem Anspruch. In Kritiken nennt man Hertrich einen Puristen und Ästheten. Spannende Dialoge, bluesig und pulsierend, prägen die Vorträge auch in Verbindung mit Lesungen, z.B. Jazz & Lyrik mit Ingo Cesaro oder Jürgen vom Scheidt.

Bereits 1975 wurde von Hertrich der Jazz-Zirkel Weiden gegründet. Jazz von Weltformat in die ostbayerische Provinz zu holen war der Ansporn von Anfang an. Dass dabei – lange vor der Grenzöffnung – auch ein Blick in die osteuropäische Nachbarschaft gelang, gehörte selbstverständlich dazu. Mit tschechischen Musikern wie dem Schlagzeuger Josef Vejvoda oder dem Bassisten František Uhlíř tritt er immer wieder auf. Mehrere hundert Plakate für die Weidener Konzerte stammen über die Jahrzehnte aus Hertrichs Atelier.

Alfred Hertrich ist kein Künstler, der sich vor der Welt versteckt und im stillen Kämmerlein in sich hineinschaut. Er ist kein Gründler in den Tiefen der eigenen Seele. Er holt sich Inspiration und Motive draußen. Aber im Gegensatz zu beispielsweise den Impressionisten nicht in sonnendurchfluteten angenehmen Parkanlagen oder am Mittelmehrstrand. Er geht dahin, wo es auch mal wehtun kann. Die nordischen Länder, Finnland, Dänemark und besonders Norwegen sind seine zweite Heimat und sein künstlerisches Reservoir gleichermaßen.

Alfred Hertrich malt eigentlich nur quadratische Bilder. Das Quadrat passt zu seinem Bemühen, Struktur zu schaffen, auch als Mittel des Erkennens. Dass er auch als Fotograf das Mittelformat bevorzugt, die 6 x 6 cm großen Negative der Rolleiflex, ist konsequent. Wieder das Quadrat, das in der Kunstgeschichte im 20. Jahrhundert so eigentlich entdeckt wurde.

Hertrich oszilliert zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Auch das ein Zeichen des 20. Jahrhunderts bis heute. Im Alter, so sagte er über sich, finde er wieder mehr zum Gegenständlichen zurück, das aber für ihn immer Ausgangspunkt war. Er ist einer, der Wert auf Handwerk, auf zeichnerisches Können legt. Für ihn ist das Voraussetzung, um sich vom Gegenständlichen lösen zu dürfen. Da schimmert ein wenig durch, dass er auch viele Jahre als Ausbilder für grafische Berufe gearbeitet hat.

Dieses Streben nach Ordnung, besser das Streben nach dem Erkennen des zugrundeliegenden Gefüges, nach der Konstruktion, das macht einen Reiz der Arbeiten Hertrichs aus. Ein Synonym dafür wäre Komposition. Hier schließt sich der Kreis zum Jazz. Jeder Jazzer muss die Regeln kennen, von der er dann abweicht. Alfred Hertrich kennt die Regeln der Bildgestaltung ebenso wie die in der Musik. Er hat alle Freiheit, sie zu interpretieren – abzuweichen, zurückzufinden, weiterzugehen.

Bildende Kunst und Musik; bei Alfred Hertrich ist das Eine nicht ohne das Andere zu denken.